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Nachrichten

Mit dem Regenbogen-Raumschiff Grenzen überwinden

TRIMUM-Projekt 2017 – Was wäre, wenn Deutschland im Jahr 2037 eine böse Hexen-Kanzlerin hätte, die die Grenzen schließt, eine hohe Mauer bauen lässt und das Internet verbietet? Die von den Kindern des TRIMUM-Projektes selbst entwickelte Rahmengeschichte des Konzertes begann bedrückend realitätsnah, beließ es aber nicht dabei: Natürlich finden die Kinder einen Weg, mit einem selbst gebauten Regenbogen-Raumschiff Grenzen zu überwinden und in andere Länder zu fliegen, um die Musik und die Menschen dort kennen zu lernen!

Lieder aus Aschaffenburg, Armenien und Aleppo, jüdische Melodien und Popsongs, türkische Liebeslieder und Musical-Melodien spannten einen bunten musikalischen Bogen und versuchten Antworten zu geben auf die Frage: „Weißt du, wer ich bin?“
Genau wie die Kinder in der Geschichte fanden auch die 25 Kinder und Jugendlichen, die an dem Projekt teilnahmen, an den drei Wochenenden Wege und Möglichkeiten, um Grenzen zu überwinden und den Reichtum der kulturellen, religiösen und musikalischen Vielfalt zu erkunden. Begleitet wurden sie dabei von einem erfahrenen Team von Musik- und KunstpädagogInnen sowie Mitarbeiterinnen von FAIA (Freizeitangebote für junge AsylbewerberInnen). Den Abschluss bildete ein großes Konzert am Sonntag, 8. Oktober.
Für viele der teilnehmenden Kinder und Jugendliche ist es nicht selbstverständlich, nach ihren Lieblingsliedern gefragt zu werden, kreativ sein und spielen zu dürfen, ihre Stimme und die der anderen zu entdecken. Viele von ihnen kommen aus Familien, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und nun versuchen, hier in Aschaffenburg neue Wurzeln zu schlagen. Im eigens komponierten Lied „Aleppo, unsere Mutter“ erzählten syrische Jugendliche davon, wie die Sehnsucht nach der Stadt ihrer Kindheit bleibt - auch wenn sie das Leben in Deutschland ziemlich cool finden. Nachdenklich machte auch das Lied von Nigina (17): „Ich dachte, dann wäre alles gut“. Sie erzählt darin von der Hoffnung auf Sicherheit und Frieden, die sie mit so vielen anderen Menschen auf jahrelangen Umwegen nach Deutschland führte. Aber auch hier ist das Leben für sie nicht einfach; sich in einem fremden Land zurechtzufinden und für das eigene Leben eine Zukunft aufzubauen ist „wie ein fremdes Kartenspiel: Du denkst, du hast einen Trumpf in der Hand, dabei hast du die falsche Karte gewählt!“
Die Brücken, die durch Lieder zwischen Menschen, Ländern und Kulturen gebaut werden, sind in beide Richtungen begehbar. Zwei syrische Jugendliche trugen an dem Abend das Seemannslied „Junge, komm bald wieder“ vor - der Großvater des einen hatte das Lied als Gastarbeiter in Deutschland kennengelernt und seinen Enkeln vorgesungen, für die es nun hier ein musikalischer Ankerpunkt im neuen, hoffentlich sicheren Hafen wurde.
Viele glückliche Gesichter waren an dem Abend im Saal des Martinushauses zu sehen, sowohl im Publikum wie auf der Bühne. Viel Arbeit und sehr viel Disziplin steckte in dem vielseitigen und abwechslungsreichen Konzertprogramm. Viel Mut brauchte es, vor so vielen Menschen auf der Bühne zu stehen, manche Kinder sogar am Solo-Mikrophon. Umso mehr stand allen der Stolz und die Freude am gemeinsamen Projekt ins Gesicht geschrieben. Die drei Workshop-Wochenenden machten aus den vielen Kindern und Jugendlichen ein Team; sie lernten, aufeinander zu achten und zu hören, was jede/r von ihnen zu sagen (oder zu singen, zu trommeln, zu malen...) hatte. Davon können alle lernen - und deshalb soll es das TRIMUM-Projekt auch 2018 wieder geben!
Denn schon vor beinahe 200 Jahren formulierte der deutsche „Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe:

„Wer sich selbst und andere kennt,
wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
sind nicht mehr zu trennen!“

(Dr. Ursula Silber)

Ein kurzes Video vom Konzert ist auf you tube zu sehen!